
Der österreichische Umweltminister Totschnig meint also, es genügt, wenn die EU ihr Klimaneutralitätsziel erst 2050 erreicht, aber unter bestimmten Voraussetzungen sei 2040 möglich, wenn die dänische Ratspräsidentschaft rechtzeitige Beschlüsse fasst. Die Schuldfrage wird symptomatisch wieder nach außen in „die EU“ übertragen, deren Teil wir doch sind. Nein, schuld wäre auch Österreich, wenn es nicht klappt, und zwar zu einem erheblichen Teil. Eigentlich hat man sich längst darauf geeinigt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau „einzufrieren“, einen Strich durch die Rechnung machen aber ausgerechnet China und einige EU-Staaten. Welch merkwürdige Koalition von Tatsachen- und Vernunftsverweigerern, denen sich nun auch das offizielle Österreich angeschlossen hat. Man kann dieses irrationale Verhalten nicht einmal mehr durch ideologische Verblendung erklären. Denn in Wahrheit behindert die Haltung Österreichs die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft und deren Innovationskraft. Wer die neuen Wertschöpfungsketten unterbricht, anstatt global führende Zukunftstechnologien zu fördern, arbeitet nicht nur gegen die Klimaziele, die unser aller Überleben sicherstellen sollen, sondern läuft auch den Budgeteinsparungsplänen entgegen, die Österreich aus dem Sumpf der hohen Staatsverschuldung herausholen soll.
Stefan Schön