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Podiumsdiskussion zu universitätspolitischen Fragen am Ort des Wissens und der Begegnung

Kooperation von Arbeiterkammer Wien und ÖGB-Verlag am Standort der Universität Wien

Eine Frau steht zwischen den Regalen einer Bibliothek und hält ein aufgeschlagenes Buch in den Händen

Am Ort der Begegnung (Faktory) trafen sich dort am 8. April 2024 Vertreter:innen der Unterbau-Bewegung und die IG-Lektor:innen mit AK Funktionär:innen bzw. Vertreter:innen einzelner Fraktionen, die für die bis zum 23. April 2024 anstehenden AK-Wahlen in Ostösterreich kandidieren. Zentraler Ansatz und beherrschendes Thema war die Kritik und wissenschaftliche Darstellung der Grundmisere von befristeten, prekären Arbeitsverhältnissen an den Universitäten und deren mittlerweile absehbaren bedrohlichen Folgewirkungen für die gesamte österreichische Universitätslandschaft. Die Präsentation der brandaktuellen Studie von Julia Partheymüller und Petra Dannecker lieferte Fakten, Eindrücke und unverfälschten Einblick in die aussichtslose Situation an den Arbeitsplätzen am größten Forschungsstandort Österreichs, der Universität Wien. Der Anteil der befristet Beschäftigten liegt bei 80%. Eine verunglückte Gesetzesnovelle von 2021 führt zu unberechenbar absurden, aber vor allem unfairen Ergebnissen, die den Betroffenen im Einzelnen und dem Wissenschaftsstandort Österreich insgesamt enormen Schaden zufügen.

 

Der Teufel im Großen und im Detail

 

Der Anteil der Befristungsdiskriminierung ist in Deutschland und Österreich besonders hoch. Für Frauen führt die unsichere berufliche Situation bei Elternschaft unmittelbar zum vorzeitigen Aus in der Wissenschaft. Die Praxis kann als potenzielle Diskriminierung von weiblichen Beschäftigten betrachtet werden, da die Aufteilung der Care-Arbeit im Privaten weiterhin ungleich zwischen den Geschlechtern erfolgt. Darüber hinaus werden Karriereschluss nach über 20 Jahren Lehre im universitären Bereich als Existenzlektor:in und Jobverlust im Alter von über 50 Jahren zum Regelfall. Es ist vor allem die mangelnde Wertschätzung des bisherigen Engagements in Lehre und Forschung, die die Novelle für viele der in der Studie Befragten zum Ausdruck bringt.

 

 

Demokratisierung

 

Die Diskussion mit den Fraktionsvertreter:innen kreist sodann um die demokratiepolitische Bedeutung der AK Wahlen mit der Besonderheit, dass bei den Wahlen auch Arbeitnehmer:innen ohne österreichische Staatsbürgerschaft wahlberechtigt sind. Die Vertreterinnen von AUGE/UG und “Renate Anderl – Team FSG” bleiben thematisch beim Beschäftigungsdesaster an den Unis, wobei Angelika Schmidt (FSG) mit der Ansage aufhorchen lässt, dass sich ihre Fraktion in Hinkunft mehr um die aus dem öffentlichen Dienst ausgegliederten Betriebe kümmern will: Eine Ballvorlage für Sabine Hammer (AUGE/UG), die sich als Vorsitzende der UGÖD schon einige Jahre lang intensiv um deren Anliegen bemüht. Beispiel: Man glaubt es kaum, aber den Kollektivvertrag für die Beschäftigten der Nationalbibliothek gibt es noch immer nicht.

 

 

Und sonst?

 

Aus dem Publikum kamen Wünsche zu überbetrieblichen Feststellungsklagen gegen prekäre Beschäftigung (an den Unis, klar!), mehr Streikbereitschaft, Informationsschub für Beschäftigte aus dem Ausland und Bedachtnahme auf mangelnde Umsetzbarkeit höchstgerichtlicher europäischer Entscheidungen im innerstaatlichen Recht.

 

 

 

 

 

Stefan Schön
Pressesprecher der UGÖD