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Die technische Universität Linz, ein Dramolett in ungezählten Akten!

Eine Schulbank mit einem Stapel Büchern und einem Tablet

Es ist schon wieder was passiert...

 

So in etwa würde der Schriftsteller Wolf Haas die Szenerie kommentieren. „Es ist schon wieder was passiert“ ist das fast wöchentliche Deja-vu, wenn es um das „Institute of digital Sciences Austria“ – in Folge kurz TU Linz genannt – geht.

 

Am 23. Jänner 2023 wurde das Dramolett um die TU Linz um einen weiteren Akt erweitert. Eines der Mitglieder des Gründungskonvents trat zurück und aufgrund verschiedenster Befangenheiten war der Konvent damit nicht beschlussfähig und die Hearings für den ersten Präsidenten mussten abgesagt werden. Aber das war nicht alles, das ausgeschiedene Mitglied monierte in einem Standard-Interview auch die fehlende inhaltliche Tiefe des Projektes, das von Anfang an mit schärfster Kritik aus verschiedensten Ecken konfrontiert war.

Rückblick

 

Doch spulen wir zurück. Wir schreiben August 2020, in Oberösterreich steht eine Landtagswahl bevor. Der amtierende Landeshauptmann sitzt nicht allzu fest im Sattel. Er braucht dringend einen „Burner“ für seinen Wahlkampf. Der mittlerweile jüngste Alt-Alt-Kanzler der Republik und der immer noch amtierende Landeshauptmann schwelgen bei einer Pressekonferenz zur Überraschung aller Anwesenden von einer „Technischen Universität Linz“. Überrascht war auch der zu diesem Zeitpunkt zuständige Fachminister, wie aus gut informierten Kreisen zu hören war.

 

Ohne in irgendeiner Form zu wissen, wie und was, ohne auch nur den Hauch eines Planes, wurde der Studienbeginn der TU Linz für Herbst 2023 festgelegt. Der damals zuständige Fachminister und auch der heutige zuständige Fachminister kommen beide aus dem Universitätsbereich. Wären also theoretisch mit den Abläufen vertraut. Müssten also eigentlich aus der Praxis wissen, dass man eine neue Universität mit all ihren Gremien, Curricula und Berufungen nicht so „mirnixdirnix“ aus dem Boden stampfen kann.

Umbenennung

 

Um diese Abläufe zu beschleunigen, kamen die gesetzgebenden Gremien dann auf die schlaue Idee, das Ganze nicht mehr „Universität“ zu nennen, sondern „School undsoweiterblablabla“. Um das Ganze am Universitätsgesetz vorbeischummeln zu können. Um nicht an den Uni-Kollektivvertrag gebunden zu sein. Aber die Infrastruktur der Johannes Kepler Universität möchte man natürlich schon nützen.

 

Die österreichischen Universitäten sind chronisch unterfinanziert. Dennoch beharrt man seitens des Landes Oberösterreich und dem Ministerium auf dieser TU, sorry – Institute of blablabla Austria.

 

An der Johannes Kepler Universität wurde in den letzten Jahren sehr viel Geld in Ausbau und Modernisierung gesteckt, vor allem im Bereich der MINT Institute. Jetzt mit viel Steuergeld eine Parallelstruktur in Form eines „Institute of Digital … Austria“ am gleichen Standort zu schaffen, kommt einem Schildbürgerstreich nahe.

Stopp den Wahlkampfgeschenken aus der Universitätslandschaft

 

Ebenso wie andere Bereiche, kämpfen auch die Universitäten um qualifiziertes Personal. Allerdings mit stumpfen Waffen, sind doch die Gehälter an den Universitäten jetzt nicht unbedingt die höchsten im Lande. Hat man nun unmittelbar an seinem Standort ein Konkurrenzinstitut, das sich außerhalb des Kollektivvertrages bewegen kann, wird hier unter Garantie erwünschtes Personal abgeworben.

Ebenso wie seinerzeit die medizinische Fakultät an der JKU wurde auch dieses Mal einem Landeshauptmann ein Wahlkampfgeschenk gemacht, das uns noch teuer zu stehen kommen wird. Durch die inhaltliche Unschärfe des „Institute of Digital Sciences Austria“ (sic!) und dem Hickhack um die Bestellung des ersten Präsidenten des Gründungskonvents wird dem Uni-Standort Österreich weiterer Schaden zugefügt.

NOCH könnte man das Projekt stoppen, wenn man denn wollte!

 

 

Manfred Walter
UGÖD Social Media Referat
Mitglied der UGÖD-Bundesleitung